Rick Newcombe – In Search For Pipe Dreams und Still Searching For Pipe Dreams
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- Veröffentlicht: Samstag, 15. Dezember 2018 06:00
- Geschrieben von Christian Czinczel
Rick Newcombe ist in den USA ein bekannter Pfeifensammler. Er hat sich auf dänische Freehand-Pfeifen spezialisiert und sammelt diese einige Jahrzehnten. Rick Newcombe hat zwei Bücher zum Thema Pfeife und das Sammeln von Pfeifen herausgegeben. „In Search Of Pipe Dreams“ ist 2003 und „Still Searching For Pipe Dreams“ ist 2012 erschienen. Beruflich ist er Verleger in Kalifornien (USA).
Kein Sachbuch
Wer jetzt ein Sachbuch zum Thema Pfeifesammeln sucht oder sich gar Hilfe bei der Datierung und Identifizierung von Freehand-Pfeifen erhofft, wird enttäuscht werden. Beiden Bücher sind vielmehr eine Zusammenstellung von Artikeln, die Rick Newcombe über die Jahrzehnte für verschiedene Pfeifenraucher-Magazine geschrieben hat. Diese beschäftigen sich mehr mit Menschen als mit Pfeifen – sprich, es werden mehr die Pfeifenmacher beschrieben als die Pfeifen. Aber es gibt auch viele Artikel, die sich mit dem Pfeifenraucher in der Öffentlichkeit beschäftigen. Und da die beiden Bücher im Abstand von 10 Jahren publiziert wurden, kann man sehr schön die Entwicklung – speziell der amerikanischen Öffentlichkeit – zu einer raucherfeindlichen Gesellschaft beobachten.
In Search Of Pipe Dreams
Das Buch „In Search of Pipe Dreams“ ist in 24 Kapitel aufgeteilt und hat ca. 260 Seiten. Jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem Thema aus der Welt der Pfeife und des Sammelns von Pfeifen. Wobei sich der Grossteil mit der Vorstellung hauptsächlich von skandinavischen Pfeifenmachern beschäftigt. Jedes dieser Kapitel ist ein Beitrag, den Rick Newcombe für ein Pfeifenraucher-Magazin geschrieben hatte, den er aber in einem kurzen Vorwort in den richtigen zeitlichen Kontext setzt – aber hier darf man als Leser nicht vergessen, dass dieses Vorwort aus dem Jahr 2003 stammt.
Was diese Artikel lesenswert macht, ist, dass Rick Newcombe die vorgestellten Pfeifenmacher alle persönlich kennt und sehr oft auch in ihrer Heimat und ihrer Werkstatt besucht hat. Seine Ein- und Ansichten bestehen also nicht auf kurzen Treffen bei einer Pfeifenmesse oder -veranstaltung, sondern beruhen auf teilweise mehrmaligen längeren Besuchen und Gesprächen mit den Pfeifenmachern. Da leider bereits einige diese Pfeifenmacher nicht mehr unter uns sind, sind diese Artikel von Rick Newcombe ein wichtiger Teil, um das Andenken an dieser Pfeifenmacher aufrecht zu erhalten.
Pfeifenmacher und Pfeifenphilosophie
Das Hauptgewicht liegt, wie bereits erwähnt, auf skandinavischen Pfeifenmachern. Aber auch Pfeifenmacher aus Italien, Deutschland und anderen Ländern werden vorgestellt. Im Kapitel 19 mit dem Titel „Germany: A Gold Mine for great Pipes“ werden unter anderem Wolfgang Becker, Karl-Heinz Joura und Rainer Barbi portraitiert – und nicht vergessen, alles aus Sicht aus dem Jahr 2003.
Daneben gibt es auch einige Kapitel zum Thema Pfeifenphilosophie – hier macht sich Rick Newcombe Gedanken zu den verschiedensten Themen rund um das Thema Pfeifensammeln und die Lebenseinstellung von Pfeifenrauchern und Pfeifensammlern.
Das Buch ist reichlich bebildert. Leider jedoch sind die meisten Bilder in schwarz/weiss. In der Mitte befinden sich einige Seiten mit Farbbildern von den schönsten Pfeifen, der vorgestellten Pfeifenmachern.
Your Pipe Should Have An Easy Draw
Kapitel 8 trägt diesen Titel und beschreibt eine Obsession oder Spleen – immer wie man es nennen mag – von Rick Newcombe. Über die Jahre hat Rick Newcombe herausgefunden, welche Durchmesser die Bohrungen im Mundstück und Holm einer Pfeife für ihn am besten funktionieren. Und ja, er glaubt, dass dies nicht nur ideal für ihn ist, sondern auch für den Rest der Pfeifenraucher weltweit. Und zwischen den Zeilen kann man herauslesen, dass er es nicht versteht, warum seine Masse für die Bohrungen nicht endlich von den Pfeifenmachern übernommen werden.
Im Kapitel 8 stellt er seine „Bohrungstheorie“ vor – inklusive einer technischen Zeichnung. Alle seine Pfeifen werden entsprechend diesen Massen für die Bohrung umgearbeitet bzw. bei Auftragsarbeiten so gefertigt. Und nicht das dieses Thema nur in Kapitel 8 behandelt wird. Vielmehr kommt es in vielen anderen Kapiteln, mal mehr oder weniger am Rand, vor.
Deutsche Ausgabe aus dem Jahr 2006
Das Buch „In Search of Pipe Drems“ ist 2006 auch in einer deutschen Übersetzung im HEEL-Verlag unter dem Titel „Der Traum vom Pfeifenrauchen“ erschienen. Leider muss ich sagen, dass das Buch nicht gut aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Manchmal klingt es doch sehr holprig. Also wer sich für das Buch interessiert und dem Englischen einigermassen mächtig ist – Rick Newcombe pflegt einen sehr verständlichen Schreibstil – sollte lieber zur englischen Ausgabe greifen.
Allerdings ist die deutsche Ausgabe von 2006 ein gebundenes Buch und macht sich bedeutend besser im Bücherregal, als die aktuelle englische Ausgabe als Paperback. Ja, sie haben richtig gelesen – die aktuelle Ausgabe. Man kann nämlich das Buch „In Search of Pipe Dreams“ bei Amazon bestellen.
Wer aber trotzdem die deutsche gebundene Ausgabe möchte, muss im Buchantiquariat suchen. Allerdings sollte es nicht allzu schwer sein es zu finden. Die Preise liegen bei ca. 10 Euro (Stand Oktober 2018).
Das Buch „In Search of Pipe Dreams“ oder in der deutschen Ausgabe „Der Traum vom Pfeifenrauchen“ von Rick Newcombe ist kein Sachbuch zum Thema Pfeifenrauchen. Vielmehr ist es ein eine zeitgeschichtliche Dokumentation zum Thema Pfeifenmacher aus Sicht eines Pfeifensammlers. Was das Buch besonders lesenswert macht, ist das die beschriebenen Erlebnisse auf langjährigen persönlichen Beziehungen beruhen.
Still in Search For Pipe Dreams
Das zweite Buch von Rick Newcombe „Still in Search For Pipe Dreams“ ist die Fortsetzung von „In Search of Pipe Dreams“. Zwischen den beiden Büchern liegt ca. ein Jahrzehnt. Das Konzept ist jedoch gleich: Verschiedene Artikel, die Rick Newcombe für Pfeifenmagazine geschrieben hat, sind in einem Buch mit ca. 170 Seiten in 17 Kapiteln zusammengefasst.
Jedoch scheint sich der Fokus von Rick Newcombe etwas geändert zu haben. Es stehen nicht mehr die Geschichten und persönlichen Beziehungen zu Pfeifenmachern im Vordergrund. Es geht vielmehr um persönliche Freundschaften aus dem Kreis der Pfeifenraucher und -sammler. Auch nimmt die Frage „Was macht eine gute Pfeife aus?“ einen breiten Raum ein.
Und man darf nicht vergessen, man schreibt etwa das Jahr 2013. D.h. die USA haben sich in der Zwischenzeit zu einer raucherfeindlichen Gesellschaft entwickelt. Rick Newcombe beschäftigt sich nun häufiger mit dem Thema, dass das Pfeiferauchen immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwindet. Aber er sieht auch, dass die Community der Pfeifenraucher stark ist und das Rauchen der Pfeife nun mehr in den eigenen vier Wänden geschieht als in der Öffentlichkeit.
Das Geschäft der Pfeifenmacher
Besonders interessant sind für mich die Kapitel, in denen Rick Newcombe beschreibt, wie sich das Geschäft für die Pfeifenmacher entwickelt hat. Er schreibt relativ offen, dass es für Pfeifenmacher immer schwieriger wird, ein ausreichendes Einkommen mit dem Herstellen von Pfeifen zu erwirtschaften.
Eindrücklich ist die Aussage, wie wichtig Pfeifenmessen für Pfeifenmacher sind – zumindest in den USA. Denn dort machen sie in wenigen Tagen sehr oft den Grossteil ihres Jahresumsatzes. Ich gehe davon aus, dass dies in Europa auch nicht anders läuft. Da kommt natürlich der „neue Markt Asien“ gerade rechtzeitig. Aber 2013 hat man noch nicht gewusst, wohin sich dieser entwickeln wird.
Das Buch „Still Searching for Pipe Dreams“ gibt es nicht in einer deutschen Übersetzung, aber es kann ebenfalls bei Amazon bestellt werden. Das Buch ist nicht ganz so reich bebildert, wie „In Search of Pipe Dreams“. Auch sind die Bilder ausnahmslos in schwarz/weiss. Einen Mittelteil mit farbigen Bildern gibt es nicht. Ich finde dies etwas schade.
Beide vorgestellten Bücher von Rick Newcombe sind aus meiner Sicht sehr lesenswert und sollten in keiner Bibliothek fehlen, wenn man sich für die jüngere Geschichte des Pfeifenrauchens interessiert. Beide Bücher dokumentieren über ca. 30 Jahrzehnte die Entwicklung der Pfeifenmacher, der Pfeifensammler und der Pfeifenraucher.
Linktipps
- Pipe-Line – Das NEUE Buch zur Pfeife
- Buch A.P. Bastien – Von der Schönheit der Pfeife
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Fotos (c) 2018 Christian Czinczel, Wikipedia